Neuer Elan
Es geht in die Höhe und in die Tiefe - beim Wiederaufbau Deutschlands entstehen Industriebauten, Wohnkomplexe und eine moderne Infrastruktur. Wayss & Freytag gestaltet die Entwicklung mit und bringt neue Erfindungen hervor, die Bauen auf höchstem Niveau ermöglichen: Gleit- und Kletterbauverfahren im Hochbau, das Taktschiebeverfahren im Brückenbau und die Schildtechnologie im U-Bahnbau.
Ein neues "Standbein" in Langen bei Frankfurt
Ein neues „Standbein“ in Langen bei Frankfurt
Die Herstellung von vorgespannten Spannbetonschwellen
Schon in Moniers Patentschrift von 1880 finden sich bewehrte Betonschwellen. Wirtschaftlich brauchbare Lösungen gibt es allerdings erst nach erfolgreich durchgeführten Versuchen mit vorgespannten Schwellen.
1950 gründete Wayss & Freytag in Langen ein Werk zur Herstellung von Spannbetonschwellen. Die dort gefertigten Schwellen zeichneten sich durch eine hohe Maßgenauigkeit aus. Durch eine 1970 neu entwickelte Schienenbefestigung konnten aufgrund garantierter Spurtreue in der Gleisgeometrie erstmals Zuggeschwindigkeiten von weit über 200 km/h verwirklicht werden.
Das Schwellenwerk wurde 2003 zugunsten einer veränderten Ausrichtung der Kompetenz-schwerpunkte veräußert.
Auf dem "Hohen Bopser" in Degerloch
Auf dem „Hohen Bopser“ in Degerloch
Der erste Fernsehturm der Welt
In einer Bauzeit von nur 20 Monaten wurde der weltweit erste Fernsehturm in Stuttgart von Wayss & Freytag errichtet. Der nach den Entwürfen von Fritz Leonhardt und Erwin Heinle gebaute Turm steht als weltbekanntes – und oft imitiertes – Wahrzeichen der Stadt auf dem Hohen Bopser in Degerloch. Die Grundsteinlegung war am 10. Juni 1954, das Richtfest fand am 23. August 1955 statt und die feierliche Eröffnung am 5 Februar 1956.
Der mit Antenne insgesamt 216,80 m hohe Stuttgarter Fernsehturm besteht aus Stahlbeton. Der Schaftdurchmesser am Fuß beträgt 10,80 m und am Turmkopf unterhalb der Aussichtsplattform 5,10 m. Die Wandstärken variieren von 80 cm am Fuß bis zu 19 cm am Kopf. Die Gründung erfolgte über eine 80 cm dicke Sohlplatte mit einem Außendurchmesser von 27 m. Die Aussichtsplattform, von der aus man bei klarem Wetter einen Blick bis zum Panorama der Schweizer Alpen hat, befindet sich auf 153,50 m Höhe. Die konische Kanzel, in der ein Turmcafé, ein Restaurant und die Küchen- und Technikgeschosse untergebracht sind, hat einen maximalen Außendurchmesser von 15 m.
Der zunächst im Gemeinderat umstrittene Fernsehturm steht seit 1986 unter Denkmalschutz. Er war unter anderem Vorbild für den Space Needle in Seattle und den Sentech – Tower in Johannesburg. Am 30. März 2006 konnte der 25 millionste Besucher begrüßt werden. Die Baukosten in Höhe von 4,2 Mio. DM hatten sich aber schon nach fünf Jahren amortisiert.
Das „Atom-Ei“ in Garching
Das „Atom-Ei“ in Garching
Dünner als eine Eierschale
Das Richtfest des von der Wayss & Freytag AG im Jahre 1956 begonnenen Baus des Forschungsreaktors in Garching wurde am 12. Januar 1957 begangen. Der heute unter Denkmalschutz stehende Reaktor ist am 28. Juli 2000 abgeschaltet worden, die mit Aluminium verkleidete Kuppel ziert aber das Wappen der 915 gegründeten Stadt Garching (Gouvirihhinga).
Zum Bau des 30 m hohen Ellipsoids, der bei einem Durchmesser an der Basis von ebenfalls 30 m nur eine Dicke von 10 cm (!) aufweist und damit vergleichsweise deutlich dünner als eine Eierschale ist, hatte W&F die besten Stammarbeiter aus allen Teilen Deutschlands zusammengezogen und einen besonders spezialisierten Mitarbeiter eigens aus dem Irak zurückbeordert. Von insgesamt 85 Facharbeitern wurden 250 m³ Beton und 38 Tonnen Betonstahl verarbeitet. Der Beton musste im strengen Winter 1956/57 ständig gewärmt werden.
Erster Leiter des Forschungsreaktors war Prof. Dr. Maier-Leibnitz. Er konnte den ersten deutschen Reaktor am 31. Oktober 1957 in Betrieb nehmen, wobei durch Neutronenbeschuss von Uran die ersten Kettenreaktionen erzeugt wurden. Am 3. Februar wurde die Anlage mit einem Festakt der Technischen Hochschule München übergeben. In der Folgezeit zeichnete sich das „Atom-Ei“ durch eine Vielzahl von bahnbrechenden Forschungen in der Chemie, Physik und Biologie aus.
Maracaibo
Die längste Spannbetonbrücke der Welt
Maracaibo ist eine Hafenstadt am Lago de Maracaibo im Nordwesten von Venezuela. Über die Bucht von Maracaibo hat Wayss & Freytag in Arbeitsgemeinschaft zwischen 1958 und 1962 die längste Spannbetonbrücke der Welt gebaut, die der römische Ingenieur Riccardo Morandi entworfen hatte. Die Verkehrsübergabe der Autobahnbrücke, deren offizieller Name „Puente General Rafael Urdaneta“ lautet, fand am 24. August 1962 statt.
Die Brücke ist 8272 m lang und überspannt insgesamt 135 Felder, wobei die größten Spannweiten der Hauptbrücke 235 m betragen. Der 5 m hohe und 17,40 m breite Überbau befindet sich in einer lichten Höhe von 50 m über dem Meeresspiegel. Das Tragsystem über den fünf Hauptfeldern bildet eine Schrägseilbrücke, deren Stahlseile über 92,50 m hohe Pylone geführt werden.
Zur Gründung der Brückenpfeiler wurden 62 je 50 m lange Großbohrpfähle in den Boden gebracht. Als Berater für die Gründungsmaßnahmen konnte der französische Ingenieur Jean Kérisel (1908 – 2005), einer der weltweit bekanntesten Experten für Bodenmechanik, gewonnen werden.
Das Thyssen-Hochhaus
Das Thyssen-Hochhaus prägt das Stadtbild
Drei Scheiben in Düsseldorf
Das von der Architektengruppe HPP (Hentrich, Petschnigg & Partner) geplante Thyssen-Hochhaus in Düsseldorf, auch „Drei-Scheiben-Haus“ genannt, wurde in den Jahren 1957 bis 1960 in Arbeitsgemeinschaft gebaut.
Die Bezeichnung „Drei-Scheiben-Haus“ resultiert aus der gewählten Gebäudestruktur dreier gegeneinander versetzter Flügel. Das 94 m hohe in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schauspielhaus befindliche Bürogebäude ist Düsseldorfs erstes nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Hochhaus. Die Ausführung erfolgte nach amerikanischem Vorbild als Stahlskelettbau mit Stahlbetondecken und Vorhangfassaden aus Edelstahl, Aluminium und Glas. Das markante Gebäude im Düsseldorfer Hofgarten verfügt über 29 Geschosse.
Qualität, Sicherheit und Kostensenkung
Qualität, Sicherheit und Kostensenkung
Der Siegeszug der Gleitschalung
Ab 1963 hat Wayss & Freytag neben der Kletterschalung beim Schornsteinbau auch eine neu entwickelte Gleitschalung eingesetzt, zunächst nur für zylindrische Stahlbetonschäfte, ab Mitte der 60er Jahre aber auch schon für konisch geformte Schornsteine. Durch den Gleitbau konnten die Bauzeiten bei Gleithöhen von 8 m/Tag deutlich verkürzt werden.
Der Gleitbau garantiert eine gleichbleibend hochwertige Ausführungsqualität. Da keine Schalungselemente umgesetzt werden müssen, wie bei der Kletterschalung, ist außerdem ein Höchstmaß an Arbeitssicherheit beim Schornsteinbau gegeben.
Die in Gleitschalung herzustellenden Schornsteine und Fernmeldetürme werden im Technical Department der W&F AG mit eigens entwickelten EDV-Programmen berechnet, wobei der Einfluss von Erdbebeneinwirkungen nach dem Antwortspektrumverfahren berücksichtigt wird.
Erste vollmechanische Schildmaschine
Die erste vollmechanische Schildmaschine bohrt sich durch München
Vom Odeonsplatz bis zur Giselastraße
In den Jahren 1966 und 1967 wurde in Arbeitsgemeinschaft unter technischer Federführung von Wayss & Freytag die Nord-Süd-Linie (Linie 6) der U-Bahn München gebaut. Diese zweigleisige Trasse verläuft vom Odeonsplatz unter der Ludwigstraße an der Universität vorbei und dann unter dem Siegestor und der Leopoldstraße bis zur Giselastraße. Die Strecke besteht aus zwei je 1860 m langen Tunnelröhren und drei Bahnhöfen (Rheinberger Straße, Universität, Giselastraße).
Erstmals zum Einsatz im U-Bahnbau kam eine von Wayss & Freytag entworfene vollmechanische Schildmaschine, deren Außendurchmesser 6,72 m und deren Länge 5,37 m betrug. Die Steuerung der Maschine erfolgte über 24 Vortriebspressen. Die Auskleidung der Tunnelröhren besteht aus Ringen mit je vier Tübbingen, wobei auf Schlusssteine verzichtet wurde, und einer inneren Ortbetonschale. Als Haftunterlage diente ein 2 cm dicker Torkret-Zementmörtelputz.
Die Spitzenleistung beim Vortrieb betrug 20 m/Tag. Trotz schwieriger Bodenverhältnisse blieben die Geländesetzungen auch bei relativ geringer Überdeckung in den Straßenbereichen unter 20 mm und unter der Nachbarbebauung unter 15 mm, sodass keinerlei Gebäude- oder Straßenschäden zu verzeichnen waren.
Der Olivettibau in Frankfurt am Main
Der Olivettibau in Frankfurt am Main
Das Y als tragendes Element
Zu den markantesten Bauwerken, die von der Wayss & Freytag AG mit der eigenen Gleitbau-Abteilung errichtet wurde, zählt das Verwaltungsgebäude der „Olivetti GmbH“ in Frankfurt / Main. Neben der Y-förmigen Aufständerung über mehrere Geschosse besticht die eigenwillige Architektur durch die freistehenden Treppentürme in Sichtbetonqualität. Außer den Fluchttreppenhäusern wurden auch die Aufzugs- und Treppenschächte im Innern des Gebäudes geglitten.
Weitere Daten:
- 7.100 m² Gleitfläche der innenliegenden Schachtwände
- 35 m Gleithöhe
- 4.000 m² Gleitfläche der Fluchttreppenhäuser
- 54 m Gleithöhe